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ARCHIV HUMBOLDT LAB DAHLEM   (2012-2015)

Verzauberung / Beauty Parlour / Positionen


Ein Museum für die Zukunft

von Hudita Nura Mustafa

Satte Sinnlichkeit, multiple Medien und private Erzählungen zur Vermittlung der Lebendigkeit des muslimischen Kosmopolitismus

Die Installation „Verzauberung / Beauty Parlour“ führt an einen ganz gewöhnlichen Ort: in einen Schönheitssalon, wie man ihn zu kennen glaubt. Aber das stimmt nicht. Bühnenbild und Wunderkammer zugleich, weckt der Ort die Neugier. Wenn man sein Äußeres umschreitet, hört man Meeresrauschen, Verkehrsgeräusche und leise Gesänge. Etwas anderes liegt in der Luft – ein Duft, ein Klang, Theater, eine exotische Kultur? Die pinkfarbene Tür verrät, dass es sich um einen Schönheitssalon handelt, und eine trällernde Frauenstimme empfängt dich mit einem karibu.

Getragen vom süßen Duft von Parfüm und Poesie, vermittelt der narrative Raum von „Verzauberung / Beauty Parlour“ die zentralen ästhetischen Prinzipien der Swahili-Kultur – Schönheit (uzuri) und Reinheit (usafi) – durch Sinnlichkeit und private Erzählungen von Swahili-Frauen. Er erzählt Geschichten durch verschiedene Medien und erlaubt den BesucherInnen zugleich einen ganz eigenen tastenden Zugang.

Im Eingangsbereich hängen fünf Porträts arabischer Filmstars. Dann fällt der Blick auf übervolle Regale. Darauf befinden sich klassische Museumsobjekte aus der muslimischen Welt wie Parfümflakons, Vasen und Kästen, Seiten aus dem Koran. Hinzu kommen moderne Modeaccessoires wie künstliches Haar, Spitzenkleider und -schleier, Henna und Nagellack. Typische Swahili-Blütenrosetten – mit Blüten geschmückte Duftsäckchen – schmücken den Raum. Pinke Wandfarbe, grüne Kleider und blaue Stühle setzen bunte Akzente und beleben die visuelle Präsentation. Das Übertriebene, Hyperrealistische des Raums ironisiert die Autorität des Museums, und die „echten“ Ausstellungsvitrinen mit den authentischen katalogisierten Artefakten erscheinen dagegen wie „Rattenlöcher“ in der Außenwand.

Die Installation versucht die kulturelle Übersetzung einer zentralen Dimension der Swahili-Lebenswelt, die das Rückgrat von Kunst, Religion und dem Selbst bildet. Sie ist inhaltlich, formal und pädagogisch überzeugend und stellt eine bedeutende Innovation vorherrschender Darstellungen afrikanischer und islamischer Gesellschaften im Museum dar. Der substanzielle Gehalt ist ansprechend und zugleich richtungweisend, weil er die Lebendigkeit des muslimischen Kosmopolitismus und die zentrale Rolle der Frauen als soziale und rituelle Akteurinnen betont. Die Swahili-Kultur hat sich aus Jahrhunderten des Handels, der kulturellen Hybridität und der Zwischenheiraten entlang der Küsten Ostafrikas, Südasiens und der arabischen Halbinsel gebildet. Sie bietet ein eindrucksvolles Gegengewicht zu den Stereotypen von repressiven afrikanischen und islamischen Gesellschaften.

Kritik an der imperialistischen Geschichte der Museen und innovatives Kuratieren sind auf dem Vormarsch. Von den Ausstellungen des Humboldt Lab Dahlem stehen „Objektbiografien“ und „Europa provinzialisieren – Der afrozentrische Blick “ (im Rahmen des Projekts „EuropaTest“) exemplarisch für diese Arbeit. Unklarer ist, wie Museen inmitten der gegenwärtigen verschärften Auseinandersetzungen um Repräsentation die Wahrnehmung der Öffentlichkeit und interkulturelle Pädagogik gestalten können. In europäischen Medien, Schulen und öffentlichen Debatten werden muslimische Menschen und Gesellschaften oft als die gewalttätigen „Anderen“ stereotypisiert. Die muslimischen Gemeinschaften Europas benötigen im sozialen Gewebe der einzelnen Staaten ihr eigenes kulturelles Gedächtnis und ihre Gründungsmythen. Die Ausstellung der Werke eines geflüchteten afghanischen Malers in Bezug zur Kalligrafie im Museum für Islamische Kunst des Pergamonmuseums war ein Zeichen dafür, dass diesem Thema größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Ausstellung „EIN GOTT – Abrahams Erben am Nil“ im Bode-Museum in Berlin feierte die Koexistenz von Handwerk, Kunst und Gesellschaften christlich-koptischer, muslimischer und jüdischer Prägung im Alexandria des Mittelalters. Von der Installation „Verzauberung / Beauty Parlour“ inspiriert, möchte auch ich einige Herangehensweisen vorschlagen.

Ein Modell für Gastfreundschaft

Gastfreundschaft als Ideal kollaborativen Kuratierens zielt auf das großzügige Teilen kulturellen Wissens im Dialog ab. Inhaltlich wird dabei die Bedeutung der häuslichen Sphäre in der intellektuellen Begegnung betont.

Aus dem Mund von Swahili-Frauen erfahren die BesucherInnen, dass die Metamorphose der Braut der Inbegriff der Kultivierung von Reinheit durch Praktiken der Schönheit bildet. In der betriebsamen Installation zeigt ein „sprechender Spiegel“ vor dem Friseurstuhl den BesucherInnen nicht ihr eigenes Bild, sondern ein Video von Maimuna Abdalla Said Difini, die von ihrem Entschluss berichtet, Friseuse zu werden, von den Einzelheiten der Vorbereitung der Braut auf die Hochzeitszeremonie und von den Werten der Swahili-Kultur. Maimuna ist eine Verschönerungsexpertin und Projektbeteiligte aus Mombasa, und in dem Video stylt sie eine europäische Touristin. Auf einem Fernsehschirm sehen wir eine Hochzeitszeremonie; die Braut wird erst dem Ehemann, dann der Familie präsentiert. Sie trägt mehrere Spitzenkleider und -schleier, ist stark geschminkt und parfümiert und aufwendig frisiert. Ihre Haut wurde mit Sandelholz aufgehellt, ihre Hände mit komplizierten Hennamustern bemalt. Die Videos werden von Taarab-Hochzeitsmusik untermalt, von Meeresrauschen, Verkehrslärm und einem traditionellen Gedicht. In dem gesungenen Gedicht rät eine Mutter ihrer Tochter zu „schöner“ Lebensführung, das heißt Frömmigkeit, Selbstaufopferung, Respekt vor anderen genauso wie Verschönerung und Heirat. Da wir nun Zutritt haben zu dieser intrikaten Welt des Weiblichen, die den meisten MuseumsbesucherInnen unbekannt ist, müssen wir uns entscheiden: Lassen wir uns verzaubern, tun wir sie ab, beharren wir auf unseren Vorurteilen?

Aber ist dies nur ein kleiner Schönheitssalon, ein Spielplatz für exotisch ästhetisierte Differenz? Vom Islam geprägte Sensoria sind dem sozialen und dem spirituellen Streben gleichermaßen verbunden. Das Projekt vermittelt in seiner gegenwärtigen Form noch nicht ausreichend die Interdependenz von persönlicher Schönheitspflege, moralischem Betragen, Frömmigkeit und Reinheit. Der Oudh-Duft zum Beispiel findet Verwendung in luxuriöser Bekleidung und ehelicher Verführung, bei der Reinigung des Hauses ebenso wie beim Gebet. Gott ist schön und liebt die Schönheit, heißt es in den heiligen Schriften des Islam. Hintergrundinformationen könnten den strategischen Einsatz von Schönheit als Mittel zum sozialen Aufstieg beleuchten, etwa durch die ökonomische Aktivität von Frauen in der Mode, bei Eheschließung und Scheidung, in von Frauen geführten Haushalten oder bei jenen, die von der Herkunft her Sklavenstatus haben und in edlere Gefilde aufsteigen wollen. Das heißt: Schönheit und ihre Zusammenhänge umspannen das ganze Feld verbindender und disruptiver Prozesse des gemeinschaftlichen Lebens; sie bewahren die soziale Ordnung und stellen sie gleichzeitig infrage.

Ein Modell für Teilnahme

Was die kuratorische Praxis angeht, stört und ironisiert der theatralische narrative Raum von „Verzauberung / Beauty Parlour“ die indexikalische, didaktische Autorität des Museums durch verschiedene Strategien der Repräsentation, die die wenigen Ausstellungsvitrinen gleichsam an die Wand spielen. Diese Mehrstimmigkeit erlaubt uns zu erkunden, wie Dinge und Bilder im Kontext verwendet werden; vielleicht sollte man den BesucherInnen erlauben, die Objekte in gewissen Grenzen zu benutzen.
Die verstreute Anordnung der Objekte im Raum bildet ein Gegengewicht zur statischen Hierarchie der Werte in Museumspräsentationen, die von MuseumsbesucherInnen oft sowieso nicht verstanden wird. Außerdem führen hier nicht einfach „einheimische InformantInnen“ ihre Rituale auf oder erzählen ihre Lebensgeschichten als visuelle Anhängsel der zur Schau gestellten Gegenstände. Sie begrüßen uns, bringen poetische Gesänge dar, erzählen uns ihre Lebensgeschichten, belehren und beraten uns. Die Pluralität von Objekten und Medien, von denen manche sprechen, duften und sich bewegen, verdrängen die Objektbeschriftungen und laden das Publikum zur Teilnahme ein.
Eine zukünftige Version könnte einen Raum einschließen, der den BesucherInnen erlaubt, einander zu begegnen, mit mehr Friseurstühlen, dem Einsatz von Kameras, Alben oder Zeitschriften, der Möglichkeit, Kleider an- oder Frisuren auszuprobieren. Sie könnte auch mehr „sprechende Spiegel“ oder Fenster mit Videos beinhalten, die verschiedene Aspekte der Schönheit im sozialen Leben zeigen, von Verlobungsfesten über wichtige religiöse Festlichkeiten bis hin zum Straßenleben.

Ein Modell für das Archiv

Der Geschichte einen Ort zu geben – um sich eine Zukunft ausmalen zu können –, ist vielleicht der wichtigste Beitrag des Museums zum öffentlichen Leben. „Verzauberung / Beauty Parlour“ präsentiert keine Schriftstücke, sondern kosmopolitische Geschichten auf verschiedenen Ebenen: regional, urban, familiär, persönlich. Luxusdüfte wie Oudh oder Sandelholz zum Beispiel werden aus Arabien und Indien eingeführt. Spitzen kommen aus China oder Saudi-Arabien. Kameras waren einst koloniale Apparaturen mit dem Zweck der Objektifizierung; heute sind sie vollständig lokal angeeignet und dienen Individuen und Familien zum Erzählen ihrer Geschichten.
Die Zusammenarbeit zwischen ExpertInnen der Disziplin und Maimuna, einer Praktikerin, stellt in sich selbst schon Fragen nach dem Sinn, die Erinnerung an eine sich noch entwickelnde populäre Kultur zu bewahren.
Für Flüchtlinge zum Beispiel sind persönliche Dinge und Fotos eine kostbare Währung des Gedenkens. Über Objekte und Erinnerungsräume ein gemeinschaftliches Narrativ zu konstruieren, öffnet einen Weg zur Zugehörigkeit, in eine Zukunft. Das erfordert über die reine Emotion hinaus Geschick und Zeit. Eine Grundausstattung wie etwa Touchscreen-Informations-Terminals kann BesucherInnen mit Hintergrundinformationen versorgen und ihnen einen Weg zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Ausstellungen über Afrika und Asien weisen. Zu den möglichen Themen gehören Gender und Familie, Arbeit und Status, Weltreiche und Nationen oder der Handel mit Luxusgütern. Dem könnten sich objektzentrierte Themen anschließen, die zum Beispiel den Spuren des Sandelholzes durch die Swahili-Schönheitskultur, der asiatischen Kunst und der Geschichte des Indischen Ozeans folgen. Es sollte auch die Option zur Verfügung stehen, den eigenen Weg aufzuzeichnen und per Mail zu versenden.
Kurz gesagt, neben seiner höchst ausgefeilten, unterhaltsamen Präsentation der Swahili-Kultur bietet der „Beauty Parlour“ verschiedenste Möglichkeiten, afrikanische und islamische Kulturen und deren weibliche Welten neu zu situieren: als lebendige Traditionen in Museumsräumen.

Übersetzung aus dem Englischen von Robin Detje


Dr. Hudita Nura Mustafa ist Anthropologin und Wissenschaftlerin mit den Spezialgebieten Globalisierung, Gender und Urbanistik. Sie lehrte an der Emory University, am Sarah Lawrence College und am Hutchins Center for African & African American Research (Harvard University). Sie betrieb Feldforschung auf der ganzen Welt, unter anderem über das Leben von Flüchtlingen in London, über Gegenwartskunst und Ausstellungskunde, senegalesische Mode und urbane Dörfer.


Ästhetik der Atmosphären

von Steffen Köhn

Die Installation „Verzauberung / Beauty Parlour“ als gestalteter Wahrnehmungsraum

In „The Predicament of Culture“ skizziert der Historiker James Clifford eine Geschichte ethnografischer Repräsentationsmodi anhand zweier Pariser Museen, dem Palais du Trocadéro sowie dem Musée de l’Homme, und deren jeweils höchst unterschiedlicher Ausstellungspraxis. Das (ältere) Trocadéro glich einer bunten Wunderkammer, die fremde Welten durch Dioramen und kostümierte Schaufensterpuppen evozierte, seine Sammlungsstücke eher als Kunstobjekte ohne jede Kontextualisierung präsentierte und damit das Interesse der Pariser Bohème am Exotischen bediente. (Picasso etwa fertigte hier seine Studien zur „Art Nègre“, die schließlich im Kubismus münden sollten.) Das Musée de l’Homme hingegen, welches das Trocadéro ab 1937 ersetzte, war ganz der Idee eines allgemeingültigen ethnografischen Humanismus verschrieben. Seinem Anspruch öffentlicher Erziehung und wissenschaftlicher Rigorosität verpflichtet, bot das Museum nicht nur Forschungslabore, sondern auch Lehrsammlungen, in denen der Mensch und seine Kultur „als Ganzes“ zur Anschauung gebracht werden sollten, um so das Fremde verstehbar zu machen.

Das Musée de l’Homme setzte schnell den Standard für ethnologische Museen weltweit, in denen die Sammlungsobjekte nun ebenfalls meist taxonomisch entlang geografischer Räume und kultureller Unterscheidungen (und innerhalb der repräsentierten Kulturen hinsichtlich klar abgegrenzter thematischer Schwerpunkte wie Religion, Wirtschaft, etc.) klassifiziert und präsentiert wurden. In einem programmatischen Aufsatz zu dessen Eröffnung konnte der Schriftsteller und Ethnologe Michel Leiris sich jedoch einer wehmütigen Erinnerung an das nunmehr abgerissene „Troca“ nicht verwehren. Leiris warnt in diesem Text vor den beiden großen Abstraktionen Wissenschaft und Kunst, die in dem neuen Museumskonzept unweigerlich als Gegensätze konstruiert wurden.

„Verzauberung / Beauty Parlour“ überschreitet diese lange Zeit rigide bewachte Grenze leichtfüßig und wagt es, einen immersiven, theatral-szenografischen Erlebnisraum zu schaffen. Während es im wissenschaftlichen Ausstellungsparadigma nicht vorgesehen ist, dass die Sammlungsobjekte konkrete Bilder oder Stimmungen evozieren, inszeniert die von Dominic Huber geschaffene Installation ihr Thema, die Ästhetik der Swahili-Kultur, als multisensorische ästhetische Erfahrung, in der Objekte aus der ethnografischen Sammlung, zeitgenössische Alltagsgegenstände, der Einsatz von Video, Sound, eines dramaturgischen Lichtkonzepts und sogar von Gerüchen ein fast schon synästhetisches Verhältnis eingehen. Anders als in den schummrig beleuchteten Gängen des Trocadéro mit seinen chaotisch arrangierten Exotica und dem von Picasso wiederholt beschriebenen Geruch von Feuchtigkeit und süßer Fäulnis, bewegt der Zuschauer sich hier natürlich durch ein Ausstellungsarrangement, welches die Lehren aus der „Krise der Repräsentation“ und der „New Museology“ verinnerlicht hat.
Dem „ethnografischen Realismus“ mit seinen Problemen und blinden Flecken (der konstruierten wissenschaftlichen Autorität, dem unhinterfragten epistemologischen Status seiner analytischen Kategorien und seiner im Kolonialismus wurzelnden Wissensordnungen) setzen Huber und die Kuratorin Paola Ivanov einen deutlich gestalteten Hyperrealismus entgegen. In keinem Moment erweckt die Installation den Eindruck, einen echten ostafrikanischen Schönheitssalon bloß mimetisch nachahmen zu wollen. Vielmehr trägt jedes der sorgfältig ausgewählten Elemente im Innern der Installation (die Neonlampen, die Plastikstühle, die Schminkutensilien) zu einer atmosphärischen Verdichtung der evozierten lebensweltlichen Wirklichkeit bei, während die äußere Hülle selbstbewusst ihre Kulissenhaftigkeit ausstellt.

Dieser hyperrealistische Repräsentationsmodus lässt sich vielleicht am Besten beschreiben mit Gernot Böhmes Konzept einer „Ästhetik der Atmosphären“. Für Böhme ist Atmosphäre weder Zustand eines Subjekts noch Eigenschaft eines Objekts, sondern etwas, das aus deren Beziehung zueinander hervorgeht: die gemeinsame, objektiv gegebene Wirklichkeit des Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen. Atmosphäre lässt sich daher nicht auf einen einzelnen Gegenstand zurückführen, sondern sie muss als eine Umgebung verstanden werden, die geprägt ist durch die Zusammenstellung einzelner Objekte. Die Rolle des Objekts ist dabei nicht die eines bloßen Trägers semiotischer Bedeutungen (wie im ethnografischen Realismus), sondern konstituiert sich durch seine Ausstrahlung und materielle Präsenz. Böhme unterscheidet hier zwischen „Realität“ (den faktischen, katalogisierbaren Eigenschaften eines Objekts), die wir uns im Modus des Begreifens aneignen, und „Wirklichkeit“ (als dessen Erscheinung als solche), die uns im Modus des Wahrnehmens gegeben ist.

„Verzauberung / Beauty Parlour“ ist in diesem Sinne kein Versuch einer Reproduktion kultureller Realität, sondern eine Orchestrierung von Atmosphären, ein gestalteter, gestimmter Raum, der den Besucher mit allen Sinnen in eine fremde ästhetische Welt eintauchen lässt. Für das zeitgenössische ethnologische Museum bietet die Schaffung solcher Wahrnehmungsräume noch ungeahnte Möglichkeiten hinsichtlich der Präsentation der eigenen Sammlungsobjekte, ist das ihnen innewohnende atmosphärische Potenzial nach Böhme doch unerschöpflich: Es gibt keine Begrenzung der potenziellen Wirklichkeiten, zu deren Teil sie werden könnten.


Dr. Steffen Köhn ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Masterstudiengang Visual and Media Anthropology am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin.