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ARCHIV HUMBOLDT LAB DAHLEM   (2012-2015)

Korea ausstellen / Positionen


Korea und seine Bilder vergegenwärtigen

von Birgit Hopfener

Der Institution Museum kommt traditionell eine repräsentative Funktion zu. So ist auch dem Museum für Asiatische Kunst in Berlin konventionell die Erwartung eingeschrieben, ein umfassendes und weithin gültiges Bild von Kunst- und Kulturgeschichten Asiens bzw. „der Anderen“ zu vermitteln. Doch dieses Prinzip der Repräsentativität wird in gegenwärtigen museologischen Debatten und kuratorischen Diskursen zunehmend problematisiert. In der Kritik stehen die damit verbundene dualistische Struktur von „eigener“ und „fremder“ Kultur, die Annahme eines statischen und essentialistischen Kulturbegriffs und die damit einhergehende Vorstellung, dass sich eine definierte kulturelle Gesamtheit anhand repräsentativer Objekte und Sammlungen enzyklopädisch abbilden ließe.

Das Projekt „Korea ausstellen“ im Museum für Asiatische Kunst ist in diesem museumskritischen Diskursfeld zu verorten. Anstatt das konventionelle, vor allem durch die konfuzianische Gelehrtenkultur geprägte Narrativ koreanischer Kunstgeschichte zu repräsentieren und fortzuschreiben, ist es das Anliegen der Kuratorin Uta Rahman-Steinert, durch die Zusammenarbeit mit koreanischen GegenwartskünstlerInnen neue Perspektiven auf die Kunst Koreas und ihre Vermittlung jenseits folkloristischer Repräsentationen zu entwickeln. Es geht darum zu erproben, wie Artefakte in der historischen Sammlung aus multiplen Perspektiven zum Sprechen gebracht und wie vorhandene Koreabilder kritisch untersucht und um neue Dimensionen erweitert werden können. Der Aspekt der Zeitgenossenschaft spielt dabei eine zentrale Rolle.

Indem sie aufgefordert sind, Vorschläge zu machen, wie Bezüge zwischen koreanischer Geschichte und Gegenwart hergestellt werden könnten, kommt den fünf beteiligten KünstlerInnen eine für sie ungewohnte kuratorische Funktion zu. Uta Rahman-Steinert berichtet, dass diese Erwartung und die damit verbundene Verantwortung und Deutungsmacht bei einigen von ihnen zunächst Verunsicherung hervorrief.

Die realisierten Arbeiten spiegeln die Komplexität der Aufgabenstellung wider und setzen sich kritisch mit der Frage kultureller Stellvertreterschaft auseinander, die sich den KünstlerInnen koreanischer Herkunft im Museum für Asiatische Kunst unvermeidlich aufdrängt. Die Installationen machen zunächst deutlich, dass Zeitgenossenschaft nicht universal, sondern vielstimmig ist, weil sie durch jeweils eigene biografische, diskursive, geopolitische, historische und institutionelle Bedingungen geprägt ist. Mag der Ausdruck individueller Zeitgenossenschaft ein zentraler Aspekt jeglicher künstlerischer Äußerung sein, kommt in diesem Projekt noch eine eigene Dimension hinzu: Die Arbeit der KünstlerInnen verknüpft sich hier per se mit anderen Zeitgenossenschaften, insbesondere des Museums und der BesucherInnen. Es ist dieser Zusammenhang, der den Beteiligten neben der künstlerischen die kuratorische Rolle zuschreibt. So gehörte es zu ihrer Aufgabe, sich bei der Wahl der Themen, der künstlerischen Medien und Strategien Gedanken über Erwartungshaltungen und Vorwissen von zu erwartenden Publika zu machen und die Institution Asiatisches Kunstmuseum sowie die damit verbundenen Repräsentations- und Sammlungsweisen und -geschichten kritisch zu reflektieren.

Jae Yong Rhee nutzt in seiner Arbeit „Memories of the Gaze: Relics“ beispielsweise Strategien der Temporalisierung, um spezifische Konventionen des Sehens im Museum für Asiatische Kunst zu hinterfragen. In seinen durch Übereinanderlegen verschiedener Ansichten entstandenen Fotografien wird es unmöglich, die abgebildeten Artefakte aufgrund von stilistischen, technischen, materiellen oder ikonografischen Kriterien zeitlich und räumlich einzuordnen, stattdessen entsteht eine fast sakrale Aura. Ein ähnliches Verfahren will Jae Yong Rhee in der multimedialen Arbeit anwenden, die er für das Humboldt-Forum realisieren möchte: Hier sollen fotografische Aufnahmen von Goryeo-Seladonen auf weiße, im 3D-Printverfahren erstellte Reproduktionen solcher Gefäße projiziert werden. In Bezug auf die für das Humboldt-Forum verhandelten Fragen scheint die Arbeit zum einen bewusst machen zu wollen, inwiefern Bedeutungen von Artefakten durch unterschiedliche Betrachtungskonventionen konstituiert werden. Die räumlichen und zeitlichen Dichotomien von „eigen“ und „fremd“, „traditionell“ oder „zeitgenössisch“, die in durch die westliche Moderne geprägten Museen wirksam sind, werden durch den Unschärfeeffekt irritiert. Durch die gezielte Infragestellung auch der eigenen Perspektive gelingt es Jae Yong Rhee schließlich, anstelle einer erkennbar persönlichen Sichtweise eine phänomenologische Wahrnehmungsebene zu etablieren – und damit auch die Suggestion einer eigenen Stellvertreterschaft zu stören.

Die komplexe Arbeit „Passagen“ von Inhwan Oh greift mit dem Stellschirm „Landschaft des Geumgangsan“ (spätes 19./frühes 20. Jahrhundert) aus der Berliner Sammlung koreanischer Kunst einen religiös wie politisch, historisch wie aktuell hoch aufgeladenen Topos der koreanischen Kulturgeschichte auf und führt damit eine sehr eigene Auseinandersetzung. Während des Silla-Reichs (57 v. Chr. – 935 n. Chr.), in dem der Buddhismus Staatsreligion war, wurde das Gebirge zum Buddha-Land erklärt. Es avancierte damit zum Ort, der die Staatsreligion repräsentierte; gleichzeitig wurde seine zentrale zivilisatorische Relevanz betont. Das Gebirge ist noch heute – über die Teilung des Landes hinweg – Ort koreanischer Nationalidentität. Heutige BesucherInnen der beliebten Touristenregion, die seit 1993 auch für Südkoreaner zugänglich ist, treffen im Diamantgebirge nicht nur auf heilige Stätten, sondern auch auf Monumente des ehemaligen nordkoreanischen Staatsoberhaupts Kim Il Sung. Auf dem Berliner Stellschirm sind topografische Charakteristika und sakrale buddhistische Orte der Region dargestellt. Inwhan Oh beschäftigt sich in seiner künstlerischen Auseinandersetzung „Landschaft des Geumgangsan“ jedoch gerade nicht mit den skizzierten kulturhistorischen und politischen Bedeutungen des Diamantgebirges. Ausgangspunkt seiner Auseinandersetzung mit dem Stellschirm ist die topografische Ebene der Darstellung und ihre kartografische Funktion. Von informierten BetrachterInnen kann diese Entscheidung einer entsakralisierten und profanen Perspektive auf die Diamantbergethematik als Nationalismuskritik verstanden werden. Indem seine Übersetzungen in Schriftform oder im Audioguide die klassische Darstellung ganz auf die Abstraktion der zu gehenden Wege reduzieren, bieten sie den BetrachterInnen an, ganz neue, eigene Erfahrungen zu machen. Die auf zahlreichen Bildschirmen im Humboldt-Forum präsentierten Videos werden Varianten möglicher Bewegungen durch Landschaften wiedergeben. Grundsätzlich scheint Oh die Darstellung der Diamantberge auf diese Weise zum Anlass zu nehmen, Identitätsfragen auf der abstrakt-theoretischen Ebene zu verhandeln. Indem er die BetrachterInnen in der geplanten Videoinstallation in multiple räumliche und temporale Perspektiven involviert, bricht er zugleich auch mit der Grundstruktur des Museums, die ihnen die mehr oder weniger passive Rolle der Rezipierenden von Objekten sowie ihrer eingeschriebenen Bedeutungen zuschreibt. In Ohs performativem Konzept sind die BesucherInnen dagegen aktiv in die Konstruktion von Bedeutung und Identität eingebunden.

Die Auseinandersetzung mit den einzelnen Arbeiten und Vorarbeiten für die Korea-Galerie zeigt nicht nur interessante und dabei höchst unterschiedliche Ansätze, mit der Aufgabenstellung umzugehen, sondern auch die sehr verschiedenen diskursiven, geografischen, politischen und institutionellen Verortungen der KünstlerInnen. Die Zusammenarbeit mit GegenwartskünstlerInnen im Museum für Asiatische Kunst ließe sich nun aus postkolonialer Perspektive reflexartig kritisieren, weil die KünstlerInnen darin zwangsweise auf eine Funktion kultureller Stellvertreterschaft reduziert werden.

Viele Positionen in der Ausstellung „Korea ausstellen“ problematisieren diese Zuweisung. Auf der Schau aufbauend, könnten Ausstellungen des Museums für Asiatische Kunst in Zukunft forschende Ansätze noch stärker in den Mittelpunkt stellen, anstatt den Fokus auf repräsentative Darstellungsweisen bzw. „Brandings“ spezifischer Kulturen zu legen. Beispielsweise könnte das Museum eine wichtige Rolle in der zeitgenössischen transkulturellen Kunstforschung übernehmen, etwa in Form von längerfristig angelegten thematischen Forschungsprogrammen, in denen nicht nur historische Tiefenbohrungen vorgenommen, sondern auch Bezüge zwischen unterschiedlichen regionalen Kunstgeschichten und Anthropologien hergestellt würden.


Dr. Birgit Hopfener ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin und assoziiertes Mitglied des Cluster of Excellence Asia and Europe in a Global Context an der Universität Heidelberg. Sie ist Autorin des Buches „Installationskunst in China: Transkulturelle Reflexionsräume einer Genealogie des Performativen“ (2013) und Mitherausgeberin der Publikation „Negotiating Difference: Chinese Contemporary Art in the Global Context“ (2012).


Korea ausstellen, Kunst befragen – ein gelungenes Experiment

von Stephan von der Schulenburg

Bei dem von Uta Rahman-Steinert betreuten Projekt „Korea ausstellen“ stellen sich verschiedene Herausforderungen. So ist der Sammlungsbestand von insgesamt nur rund 130 Exponaten außerordentlich klein. Vielleicht wäre es unter diesen Umständen sinnvoll gewesen, über eine Integration ausgewählter Dauerleihgaben aus der immerhin mehr als eintausend Objekte umfassenden Korea-Sammlung des benachbarten Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen nachzudenken. Denn obgleich die Fragestellungen eines Kunstmuseums (wie des Museums für Asiatische Kunst) und eines ethnologischen deutlich voneinander unterschieden sind, so gibt es doch, zumal was die Sammlungsbestände angeht, immer wieder Schnittmengen. Es kommt hinzu, dass gerade in der koreanischen Kultur mit der Keramik eine Gattung der angewandten Kunst eine den „Hochkünsten“ Kalligrafie und Malerei vergleichbare Wertschätzung genießt. Somit ist in Korea mehr als in China und Japan der Blick auf Gebrauchsgegenstände des Alltags auch für ein sich sonst eher als Kunstmuseum begreifendes Haus wie das Museum für Asiatische Kunst durchaus legitim. Dessen ungeachtet erweist sich das Konzept, neben der klassischen Museumspräsentation KünstlerInnen die Inszenierung wesentlicher Elemente der Galerie für koreanische Kunst zu überlassen, als durchaus sinnvolles Unterfangen, das bei MuseumsbesucherInnen auf jeden Fall eine besondere Form der Aufmerksamkeit ins Werk setzt.

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass Präsentationen dieser Art eine gewisse Tradition haben. Bereits 1993 lud Peter Noever führende GegenwartskünstlerInnen wie Jenny Holzer oder Donald Judd ein, die Schausammlungen des MAK in Wien neu zu inszenieren – ein Konzept, das international große Beachtung fand. Auch ethnologische Museen wie das Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main haben in den vergangenen Jahren wiederholt KünstlerInnen eingeladen, mit den historisch gewachsenen Museumssammlungen zu arbeiten und diese in Ausstellungen neu zu interpretieren. Hier ging es zum einen um eine Abkehr von zuweilen ermüdenden didaktischen Ausstellungsprinzipien, andererseits um ein Durchbrechen des latent (neo-)kolonialen, europäischen Blickwinkels. Ob dies wirklich gelingen kann, ist eine andere Frage, und lange Fachdiskussionen über Ausstellungen dieser Art zeigten zumindest, dass ein derartiges Vorgehen nicht einhellige Zustimmung findet. Denn wenn historische Exponate einer Museumssammlung zu Requisiten einer künstlerischen Bühnenshow mutieren, laufen sie Gefahr, ihren manchmal über Jahrhunderte gewachsenen Rang als Meisterwerke der Kunst zu verlieren und stattdessen zur Staffage heutiger künstlerischer Experimente degradiert zu werden.

Wenn das Museum für Asiatische Kunst fünf koreanische KünstlerInnen einlädt, aus dem sehr begrenzten Museumsbestand heraus eine Inszenierungsform zu finden, die wesentliche Aspekte koreanischer Kunst und Ästhetik erfahrbar macht, so ist dies andererseits der durchaus begrüßenswerte Versuch, die Kultur, um deren Darstellung es hier geht, mit eigener Stimme sprechen zu lassen. Es ging den Kuratoren auch darum, über den künstlerischen Blickwinkel eine Darstellungsebene zu erreichen, die gewissermaßen näher an den BesucherInnen ist als der Zugang des analysierenden Wissenschaftlers.

Konsequent ist es, dass – entsprechend vielen heutigen Künstlerbiografien – Kunstschaffende eingeladen wurden, die entweder in Korea leben oder bereits seit langer Zeit im Ausland tätig sind, manche auch vor Ort in Berlin; andere wiederum haben mehrere Wohnsitze, zum Beispiel im benachbarten Japan oder auch in Europa. Gerade im Fall von (Süd-)Korea erscheint ein derartiges Konzept sehr passend, handelt es sich doch einerseits um eine stolze, alte Kultur, andererseits jedoch heute um eine international eng vernetzte, global orientierte Gesellschaft, die in mancherlei Hinsicht „moderner“, schnelllebiger und zukunftsorientierter wirkt als die Kulturen des alten Europa.

Angesichts der Dominanz zeitgenössischer Aspekte in der Darstellung Koreas wäre es allerdings zu überlegen, ob man im Koreakabinett des Humboldt-Forums zumindest in Wechselausstellungen der Teilung des Landes in geeigneter Weise Rechnung tragen sollte. Da eine parallele Präsentation künstlerischer Beiträge aus Nord- und Südkorea angesichts der politischen Rahmenbedingungen derzeit unmöglich erscheint, könnten Werke wie das 2013 vom deutschen Fotografen Dieter Leistner fertiggestellte Projekt „Korea – Korea“ mit Bildern jeweils vergleichbarer öffentlicher und halböffentlicher Orte in Pjöngjang und Seoul  hier eine Alternative bieten.

Im Folgenden kurze Anmerkungen zu einigen der in „Korea ausstellen“ präsentierten künstlerischen Statements:

MinHwa Sungs Bestandsaufnahme der Gegenstände in ihrem Atelier ist eine überraschende und durchaus gelungene Neuinterpretation des altkoreanischen chaekgeori-Bildtypus in der visuellen Sprache der Gegenwartskunst. Doch die von der Künstlerin diesem Werk zur Seite gestellten Gestaltungsvorschläge für die Koreagalerie des Humboldt-Forums zeigen, dass KünstlerInnen bei derlei Ausstellungen zwar für einen erfrischend subjektiven Blick sorgen können, ihnen viele Aspekte des konservatorischen Alltags eines Museums jedoch nicht geläufig sind. Beispielsweise müsste der Vorschlag der Künstlerin, historische Exponate der Koreasammlung des Museums auf Regalbrettern eines chaekgeori-artigen, dreidimensional erweiterten Stellschirms zu präsentieren, für die Praxis noch deutlich weiterentwickelt werden.

Jae Yong Rhees große Fotoarbeiten, die gewissermaßen die Summe aller möglichen Blickwinkel auf ein Objekt repräsentieren, machen den Gegenstand in seiner inneren, geistigen Qualität neu erfahrbar. Vielleicht hätte man es bei diesem Statement belassen sollen. Denn das zusätzlich vom Künstler auf einem Flachbildschirm modellhaft vorgestellte Arrangement, bei dem ein weißes Objekt in einer Vitrine derart mit einem Sensor ausgestattet ist, dass bei Annäherung von BesucherInnen diesen plötzlich Oberflächenmuster erwachsen, wirkt, zumindest in der vorläufigen Visualisierung, ein wenig artifiziell und manieriert. Man mag hier den Versuch erkennen, im Sinne des Buddhismus die Illusionshaftigkeit der irdischen Existenz erlebbar zu machen. Andererseits ist ja gerade das Museum ein Ort, der mit seinen realen Kunstschätzen einen eindrucksvollen Gegenentwurf liefert zu einem zunehmend von virtuellen Welten geprägten Alltag.

Inhwan Ohs Diamantgebirge-Arrangement hat den Reiz, dass es ein ungewöhnliches Objekt der Berliner Malereisammlung auf eindrucksvolle Weise zum Ausgangspunkt eines künstlerisches Essays über den prozessualen Charakter der vom Daoismus geprägten Literatenkunst Ostasiens macht, in der das Umherschweifen zugleich Weltflucht bedeutet. Auch wenn die vollständige Umsetzung noch aussteht, hat dieses Arrangement das Potenzial für eine gelungene Symbiose aus historischer Kunst und neuen Medien. Zugleich klingt mit dem für die meisten Menschen schwer erreichbaren, im heutigen Nordkorea gelegenen Diamantgebirge auf subtile Weise auch das die Lebensrealität der KoreanerInnen seit Jahrzehnten auf schmerzliche Weise prägende Thema der Teilung des Landes an.  

Ungeachtet der hier formulierten, zuweilen kritischen Fußnoten überzeugt das Gesamtarrangement von „Korea ausstellen“ schon aufgrund der überraschenden Vielfalt der künstlerischen Positionen. Zweifellos war es ein geschickter Schachzug, bei der Auswahl der KünstlerInnen den Rat einer aus Korea stammenden und international gut vernetzten Ko-Kuratorin hinzuzuziehen. Hierdurch wurde auf einer weiteren Ebene der wissenschaftliche Blickwinkel „aus dem Museumsinneren heraus“ sinnvoll um eine Außenperspektive erweitert und so eine erfrischende, in vielerlei Hinsicht zeitgemäße Anordnung erreicht. Wenn es dem Humboldt-Forum gelingt, die außereuropäischen Kulturen dauerhaft in einer historisch adäquaten, ästhetisch überzeugenden, zugleich jedoch auch der heutigen Lebenswelt gerecht werdenden Form zu präsentieren, so wird dies in erheblichem Maß auch Erfolg und Ergebnis der vielfältigen Experimente des Humboldt Lab Dahlem sein.


Dr. Stephan von der Schulenburg studierte Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik, Japanologie und Sinologie in München, Berlin, Tokyo, Kyoto und Heidelberg; seit 1990 ist er Leiter der Abteilung Asien am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Er publizierte unter anderem zur japanischen Malerei und Holzschnittkunst, zur chinesischen Keramik und zu zeitgenössischen Entwicklungen ostasiatischer Kunst. Von der Schulenburg war Ko-Kurator mehrerer Ausstellungen zur koreanischen Kunst, zuletzt „Korea Power. Design und Identität“ (Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main 2013).